Beim vatikanischen World Meeting of Familiies (WMOF) in Dublin sorgte US-Pastor James Martin am Donnerstag mit einem Zehn-Punkte-Plan zur Etablierung einer neuen Begrüßungskultur für queere Familien in der Kirche für Diskussionen. 1.200 Zuhörer lauschten dem flammenden Appell
Foto: facebook.com/wmof2018
Bei der Eröffnung des WMOF 2018 am Dienstag begrüßte Diarmuid Martin, Erzbischof von Dublin, Familien in der vollen „Vielfalt ihrer Ausdrucksformen“ – eine Ansage, die von Pastor James Martin gestern in einem LGBTIQ*-Appell eingelöst wurde
Bevor an diesem Wochenende Papst Franziskus beim WMOF in Dublin sprechen wird, warb der amerikanische Jesuitenpastor James Martin am Donnerstag in einer engagierten Rede für die Integration von LGBTIQ* ins katholische Familienbild. Martin, der bereits Anfang der Woche mit einem umstrittenen Kommentar zur Differenzierung von LGBTIQ*-Pastoren und Missbrauchsfällen Schlagzeilen gemacht hatte (blu berichtete), gab sich beim Appell von Dublin konstruktiv. So war das Herzstück seiner Rede ein Zehn-Punkte-Plan zur Etablierung einer neuen Willkommenskultur für LGBTIQ* in der Kirche.
Laut Martin müssten katholische Geistliche zunächst 1) die eigene Einstellung gegenüber LGBT und ihren Familien hinterfragen, 2) LGBT zuhören und ihre Erfahrungen wertschätzen, 3) ihre Lebensentwürfe anerkennen, 4) sich bei ihnen für die Ausgrenzung vergangener Jahrhunderte entschuldigen, 5) die Sexualität von LGBTIQ* nicht mittels Zölibat oder Keuschheitsverordnungen verleugnen, 6) sie aktiv in Gemeinden und Gottesdienste einbinden, 7) ihre individuellen Gaben und Fähigkeiten würdigen, 8) Gemeindemitarbeiter eine queere Willkommenskultur lehren, 9) LGBTIQ*-Events und spezielle Vermittlungsprogramme fördern und sich zu guter Letzt 10) für die Rechte von LGBTIQ* einsetzen und sie unterstützen.
James Martin hielt seine Rede im Rahmen des offiziellen WMOF-Programms vor 1.200 Zuhörern. In den sozialen Netzwerken bekam der Zehn-Punkte-Plan viel Anerkennung, wurde von reaktionären Medien wie Church Militant aber auch als „Epic Fail“ („monumentale Bankrotterklärung“) verurteilt. Für den WMOF-Besuch von Papst Franziskus am Wochenende hat Irlands schwuler Premier Leo Varadkar angekündigt, das Thema LGBTIQ* gegenüber dem Heiligen Vater anzusprechen (blu berichtete).
Thanks to the 1,200 people who came to my talk this morning on LGBT Catholics at the World Meeting of Families in Dublin, and who waited in line for three hours to have books signed. I was so grateful to be invited and to meet everyone! #WMOF2018 My heart is filled with gratitude pic.twitter.com/aHZ7Z6U4dM
— James Martin, SJ (@JamesMartinSJ) 23. August 2018
Pastor James Martin dankte den Zuhörern seines LGBTIQ*-Appells beim World Meeting of Families für die Aufmerksamkeit und dem Vatikan dafür, dass er als Redner eingeladen worden war
Auf dem offiziellen Instagram-Account des WMOF fand die Rede von James Martin und ihr Thema immerhin Erwähnung
Here is the text of my talk on how parishes can welcome LGBT Catholics from the Vatican's World Meeting of Families in Dublin today .@WMOF2018 #WMOF2018 I'm grateful to the Vatican for their invitation and grateful to the 1,200 people who came today. https://t.co/Vsg0qhPYIT
— James Martin, SJ (@JamesMartinSJ) 23. August 2018
Das America Magazine veröffentlichte Martins WMOF-Rede in voller Länge