Stopover: BUDAPEST

Eine lebhafte Gay-Szene, jede Menge Kultur, Nachtleben und Freizeit, plus großartiges Essen und erstaunlich zivile Preise – all das bietet die Hauptstadt Ungarns!
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Die ungarische Hauptstadt hat eine lange und bewegte Geschichte, voll von schmerzlicher Fremdbestimmung und unglücklichen Entscheidungen. Und dennoch pulsiert das Leben in Budapest, es gibt unglaublich viel zu sehen und zu entdecken, kulinarisch bleiben absolut keine Wünsche offen und eine lebendige LGBTIQ*-Szene gibt es obendrein. Und wer die Stadt besucht, stellt überrascht fest, dass die Preise dabei noch sehr auf dem Boden geblieben sind.

ANSCHAUEN

Auf ganz besondere – und enorm unterhaltsame – Art lässt sich Budapest in einem Tuk Tuk erkunden. Mit Budapest Tuk Tuk fährt man, von den jungen Fahrern immer mit interessanten Fakten versorgt, zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und bekommt so in ca. 150 Minuten einen Überblick über die Stadt. Wortwörtlich sogar, denn die 9 PS des luftigen Gefährts sind durchaus stark genug, den Gast bis zur Zitadelle und zur Freiheitsstatue auf der Spitze des Gellértberges zu befördern, von wo aus man eine fantastische Aussicht genießt. In den offenen Gefährten (bei Bedarf kann das Dach geschlossen werden) wird man übrigens durchaus auch selbst zur Sehenswürdigkeit und zieht die Blicke der Touristen auf sich.

Das hat die Tuk-Tuk-Tour auch mit einer anderen touristischen Fortbewegung in Budapest gemein: Der schwimmende Bus RiverRide ist ebenfalls ein ziemlicher Exot. Die Stadtrundfahrt darin beginnt ganz normal als Busfahrt – mit Live-Kommentar oder wahlweise auch touristischen Infos vom Band in verschiedenen Sprachen – aber spätestens wenn der Bus eine Rampe in Richtung Donau hinunterfährt und die dort schwimmenden Enten aus dem Weg hupt, weiß man, dass dies kein normaler Reisebus ist, in den man da gestiegen ist. Denn sogleich fängt das Ding an zu schwimmen und macht sich (unter staunenden Blicken herkömmlicher Flussbefahrer) donauabwärts auf den Weg um z. B. das riesige und wunderschöne Parlamentsgebäude zu erkunden, welches sich wie viele andere Sehenswürdigkeiten am Ufer der Donau befindet, welche die Stadt in die Stadtteile Buda und Pest teilt.

Eine weitere Möglichkeit, in einem mehr als außergewöhnlichen Gefährt die Stadt zu entdecken ist Go-Trabi-Go, mit denen man in originalen, aber top-gepflegten Trabis ganz individuelle Touren machen kann. Abholung (beim Hotel), ein Fahrer als Guide und Benzin sind hier immer im Preis eingeschlossen und zu den gerne angefahrenen Sehenswürdigkeiten zählt hier zum Beispiel der etwas außerhalb Budapests gelegene Memento Park, eine höchst lehrreiche und eindrucksvolle Sammlung von Denkmälern aus der Zeit des Realsozialismus. Diese ungeliebten Zeugen der Vergangenheit werden hier in distanzierter und dennoch bewahrender Weise ausgestellt und machen die Geschichte so sicht- und greifbar. Mit dem Besuch trägt man übrigens zum Erhalt bei, denn dieses Open-Air-Museum erhält seit einigen Jahren keine staatliche Förderung mehr und wird daher durch eine private Stiftung unterhalten.

Foto: Andreas Müller

Das Zentrum Budapests lässt sich auch zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln hervorragend erkunden. Wer sich dabei gerne von lokalen Experten die Sehenswürdigkeiten und Geheimtipps zeigen lässt und bei der Gelegenheit auch gleich noch die Basics der ungarischen Sprache erlernen möchte, der ist bei Fungarian bestens aufgehoben. Auf höchst flexiblen und nach persönlichen Vorlieben gestalteten Routen erkundet man hier nicht nur Stadt und Geschichte, sondern probiert auch lokale Spezialitäten (dazu später mehr) und lernt nebenbei noch, wie man sich richtig bedankt („Köszönöm!“) oder zuprostet („Egészségedre!“) – viel Spaß beim Lernen!

HERUMKOMMEN

Budapest hat ein sehr dichtes öffentliches Verkehrsnetz mit U- und S-Bahnlinien, vielen Straßenbahn- und Oberleitungsbus- sowie Buslinien, die Einwohner und Touristen gleichermaßen effizient an ihre Ziele bringen. Wenn man als Tourist in der Stadt ist, lohnt es sich, die sogenannte „Budapest Card“ anzuschaffen.

Foto: Andreas Müller

Mit dieser kann man sowohl den öffentlichen Nahverkehr unbegrenzt nutzen (und muss sich folglich keine Gedanken über Tickets machen), als auch jede Menge Sehenswürdigkeiten kostenfrei oder zu ermäßigtem Preis erleben. So ist der Eintritt in über 13 Museen inklusive, ebenso wie eine Höhlentour, zwei Stadtführungen, der einmalige Eintritt in das Lukács Thermal- und Schwimmbad und vieles mehr. Erhältlich ist die Karte für 24, 48, 72, 96 oder 120 Stunden (immer gültig ab der ersten Nutzung) und die Kosten dafür sind mit zwischen ca. 22 und 63 Euro erstaunlich gering.

Mit der Karte hat man unter anderem freien Eintritt in die ungarische Nationalgalerie, den oben erwähnten Memento Park oder das im Kulturkomplex „Müpa“ untergebrachte Museum Ludwig, in dem in Dauer- und temporären Ausstellungen erstklassige zeitgenössische Kunst zu besichtigen ist.

Aber auch vor der Großen Markthalle an der Freiheitsbrücke macht die Tram halt. Ein Besuch dieses riesigen überdachten Marktes darf bei keinem Budapest-Besuch fehlen, besonders nicht, wenn man ein paar ungarische Spezialitäten mit nach Hause nehmen möchte. Eine schier unendliche Auswahl an Paprika, Salami, Tokajer, aber auch Gänseleber, Kaviar, Gewürzen und anderen Leckereien sowie zahlreichen authentischen Souvenirs gehört hier zum reichhaltigen Angebot.

ESSEN & TRINKEN

Wobei wir auch schon bei der Kulinarik wären, die sicher bei keinem Trip nach Budapest zu kurz kommt. Wichtig zu wissen: Gulasch („Gulyás“) ist in Ungarn immer eine Suppe – was in Deutschland unter dem Namen serviert wird (Fleisch in dickerer Sauce) heißt in Ungarn eher „Pörkölt“ und ist weit weniger kultig als die Suppe oder das ebenso allgegenwärtige Paprikahuhn („Paprikás Csirke“).

Klassische Aromen in moderner Interpretation bietet das moderne ungarische Restaurant Antré. In einer eher ruhigen Passage zentral, aber abseits lauter Touristenströme gelegen, werden hier die traditionellen Gerichte in modernem Rahmen serviert. Geheimtipp: Die Entenleber ist zum niederknien!

Zum Kaffee am besten zum Szamos Schokolademuseum – hier lernt man über die Geschichte der Schokolade und kann zahlreiche historische Ausstellungsstücke bewundern, einschließlich einer lebensgroßen Marzipanfigur aus 78kg des süßen Mandelkonfekts. Hausgemachte Kuchen, Pralinen und Trüffel laden zum Sündigen ein.

Wer danach den Burgberg erklimmt um das berühmte Burgviertel zu besichtigen, der kann seinen Besuch mit einem Abendessen im Restaurant Baltazár abschließen. Auf der Speisekarte stehen hochwertige Fleischgerichte vom Holzkohlegrill im Mittelpunkt, als Getränke locken neben einer hervorragenden Weinauswahl auch eine große Auswahl bester Gins.

Das vielleicht beste Business Lunch der Stadt gibt es im mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Restaurant Costes Downtown, in dem es aber atmosphärisch gar nicht Etepetete, sondern eher locker-entspannt zugeht. Beim Essen werden allerdings keinerlei Kompromisse gemacht, hier gibt es echte Sterneküche auf den Teller – zum Lunch mit drei Gängen für unter 30 Euro!

Foto: Andreas Müller

Wer wirklich „mittendrin“ sein möchte in Budapest, der besucht abends einmal die „Gozsdu Udvar Arcade“ im Stadtteil Gozsdu. Hier gibt es in einem Durchgang, der zwei Straßen via ungefähr sechs Hinterhöfen verbindet, einen kulinarischen Rundumschlag zu erleben – mit Restaurants, Bars und Pubs aller Art. Das „Spíler“ liegt mit seinen zwei gegenüberliegenden zusammengehörigen Restaurants eher an der berühmten Kiraly utca. Im Spíler Bistropub gibt es neben ungarischer Küche auch Internationales wie Burger oder Holzofenpizza, vis-a-vis im Spíler Shanghai eher asiatische Köstlichkeiten.

Ein perfekter Stop zum Lunch am nächsten Tag ist das Restaurant Kiosk, das in der Nähe der Donau gelegen ist und mit seiner großen Terrasse an einem sehr schönen begrünten Platz liegt, der auch gerne für Open-Air-Events genutzt wird. Auch hier wird klassisch ungarische Küche modern interpretiert, es gibt aber auch extrem interessante ausgefallene Cocktails, Kuchen und Desserts zu entdecken.

Alternativ können wir auch das Restaurant Hilda empfehlen, welches in der Nähe der St-Stephans-Basilika auch sehr verkehrsgünstig liegt. Hier wird u.a. ein dreigängiges Business-Lunch für unter 10 Euro (!) angeboten, das qualitativ aber alles andere als billig ist. Geheimtipp für abends: Die unglaublichen Schweinerippchen!

Schließlich noch, für absolute Fleischliebhaber (oder für alle die von klassischer ungarischer Küche genug haben): Die Beef Bar. Das Konzept dieses Restaurants (das übrigens einem schwulen Paar gehört) stammt aus Monte Carlo (andere „Filialen“ finden sich zum Beispiel in Mykonos, Cannes oder Dubai) und das Menü prahlt hier mit argentinischem Angus, irischem Kalb und zertifiziertem Kobe-Rindfleisch (das man tatsächlich fast nirgends bekommt) – bei Letzterem geht der Preis allerdings auch in Euro schnell in dreistellige Regionen. Das Restaurant ist in dem brandneuen Design-Hotel Clark untergebracht, von dessen Dachterrassen-Bar Leo man bei einem Champagner oder Cocktail einen atemberaubenden Blick auf Budapest genießen kann. Am besten mit Voranmeldung.

AUSGEHEN

Foto: Andreas Müller

Teilverfallene Gebäude, wild-romantische Hinterhöfe, sympathische Menschen, das alles findet man in Budapest in den berühmten „Ruin Pubs“. Das erste und berühmteste davon ist das Szimpla, ein in einem ehemals abrissreifen Gebäude installierter Kneipenkomplex, der seinesgleichen sucht. In den verwinkelten Räumen auf mehreren Ebenen wird allabendlich getrunken, geschwoft und getanzt.

Die LGBTIQ*-Szene ist in Budapest tatsächlich sehr lebendig. Die entsprechenden Lokalitäten brauchen sich keineswegs zu verstecken – und tun das auch nicht. Im populärsten Gay Klub der Stadt, dem AlterEgo, tanzt man an thematisch unterschiedlichen Abenden auf zwei Dancefloors, umgeben von einer trendigen Crowd. Jeden Freitag und Samstag gibt es zudem eine Show mit Dragqueens & Co.

„Why Not?“, also „Warum nicht?“ ist der Name von gleich zwei nahe beieinander gelegenenen und zusammengehörigen Lokalitäten. Im Why Not Bistro, einem kleinen aber feinen Restaurant, gibt es rustikale ungarische Küche in intimem Rahmen, ein paar Meter weiter im Why Not Café & Bar kann dann der Abend fortgesetzt werden. Hier kann Mann ganz man selbst sein und die gute Laune an manchen Abenden sogar beim Karaoke in die Welt hinaus schmettern. An anderen Abenden gibt es Bingo oder Shows. Tolle Atmosphäre!

An bestimmten Terminen gibt es im berühmten Széchenyi-Thermalbad eine ganz besondere Attraktion. Bei der SPArty verwandelt sich das ganze Bad, inklusive seines großen Außenbereichs und aller Pools, in eine riesige Partyzone, die Gäste aus der ganzen Welt anlockt. Ein Wahnsinnserlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Termine und Tickets gibt es unter spartybooking.com

Weitere Ausgehtipps und Termine findet man übrigens in dem lokalen Gratismagazin Humen, das an den meisten LGBTIQ*Spots ausliegt.

ENTSPANNEN

Den berühmten Thermalbädern Budapests eilt ein guter Ruf voraus, mit ihrer einzigartigen Architektur, dem heilsamen Thermalwasser und einer manchmal durchaus etwas cruisigen Atmosphäre sind sie aber auch ein absolutes MUSS bei einem Besuch der Stadt. Das berühmteste Thermalbad der Stadt, das Gellért, liegt fast direkt an der Freiheitsbrücke unterhalb des gleichnamigen Gellértbergs.

Wer mehrere Tage in Budapest ist und mal für einen Tag (oder ein paar Stunden) raus will aus der Stadt, dem sei der „Lupa Beach“ wärmstens ans Herz gelegt. An einem glasklaren kühlen See in der Nähe wurde hier ein Strand angelegt, der es durchaus mit einigen Stränden an der Mittelmeerküste aufnehmen kann. Hier kann man sonnen, Wassersport (Wakeboard, etc.) betreiben, sowie sich auf verschiedenste Weise kulinarisch verwöhnen lassen. Hin kommt man ganz einfach per Zug und Elektrobus.

SCHLAFEN

Wer bei so viel Angebot dann tatsächlich auch mal schlafen muss/möchte, der hat auch eine große Auswahl an schönen und dennoch preiswerten Hotels zur Auswahl. Unsere besondere Empfehlung: Das wunderschöne Design-Hotel Casati Budapest, das in seinen 25 in einzigartiger Weise gestylten Zimmern (in 4 verschiedenen Stilen) auch und ganz besonders LGBTIQ*-Reisende gerne willkommen heißt. Der efeubewachsene Innenhof ist nach oben geöffnet und schafft so eine ganz besondere Oase der Erholung mitten in der Stadt, nahe des Ausgehviertels. Großartiges Frühstücksbuffet inklusive!

Das Estilo Fashion Hotel liegt ebenfalls sehr zentral (nahe der großen Markthalle in einer Fußgängerzone) und bietet helle und komfortable Zimmer in farbenfrohem modernen Design, sowie freundlichen Service. Hier wohnt man in unmittelbarer Nähe zu Geschäften, Restaurants, Cafés und Bars und hat auch direkt eine Tram- und U-Bahn-Haltestelle quasi vor der Tür. Praktisch!

HINKOMMEN

Der Flughafen Budapest wird von zahlreichen Billigairlines angeflogen. Das hat den Vorteil günstiger Reisepreise, der Nachteil ist die völlige Überlastung des Flughafens selbst. Bei der Abreise also genügend Zeit einplanen, langes Anstehen ist hier leider die Norm. Tipp: Für 5 Euro ein „Fast Track“-Ticket am Automaten ziehen, das erspart einem wenigstens das lange Anstehen an der Sicherheitsschleuse. Aber auch per Zug (vor allem aus Süddeutschland und Österreich) ist Budapest bestens zu erreichen und natürlich kommt man auch mit dem Auto gut hin.

Mehr Infos für LGBTIQ*-Reisende in Budapest gibt es auf pinkbudapest.com

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