Am Montag wurde in einem der meistdiskutierten LGBTIQ*-Prozesse am US-Supreme Court geurteilt (blu berichtete). Der Richterspruch fiel für die klagenden Ehemänner Charlie Craig und Dave Mullins bescheiden aus, aber sie sehen die positiven Seiten des Rechtsstreits.
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Sechs Jahre ist es her, dass Charlie Craig (links) und Dave Mullins anlässlich ihrer Hochzeit eine Torte im Masterpiece Cakeshop von Colorado kaufen wollten und wegen ihrer Homosexualität eine Absage erhielten. Der folgende Rechtsstreit prägte die ersten Ehejahre des Paares dramatisch. Sie hoffen, dass das nicht umsonst war.
Die ersten sechs Ehejahre von Charlie Craig und Dave Mullins waren durchweg geprägt von jenem Rechtsstreit, für den man in den USA nur noch das Stichwort „Masterpiece Cakeshop“ nennen muss, damit jeder weiß, was gemeint ist. Craig und Mullins hatten anlässlich ihrer Hochzeit im Juli 2012 bei der gleichnamigen Konditorei in Colorado eine Torte bestellen wollen, waren von Ladeninhaber Jack Phillips aber abgewiesen worden, weil der es als Widerspruch zu seinen religiösen Überzeugungen sah, eine Hochzeitstorte für ein schwules Paar zu fertigen. In Bezug auf die Antidiskriminierungsgesetze von Colorado klagte die Colorado Civil Rights Commission im Namen von Craig und Mullins gegen das Vorgehen des Bäckers und trat damit einen langwierigen Rechtsstreit los (blu berichtete). Am Montag endete der Prozess mit einem Richterspruch am Supreme Court in Washington.
Die Richter entschieden zugunsten von Jack Phillips (gestanden ihm also zu, die Anfertigung eines Produkts zu verweigern, das inhaltlich und gestalterisch seinen religiösen Überzeugungen widerspricht), sie betonten aber auch, dass der Verkauf vorhandener Produkte, nicht aufgrund von Vorbehalten gegen bestimmte Käufergruppen verweigert werden dürfe. Oder wie Charlie Craig es im Interview mit Don Lemon in CNN Tonight ausdrückte: „Wir haben lernen dürfen, dass jedes Unternehmen frei entscheiden kann, was es den Leuten verkauft, aber nicht, wem sie es verkauft.“ Craig und Mullins, für die das Urteil eigentlich eine Niederlage ist, stützen sich auf die positiven Aspekte des Supreme-Court-Spruchs. So betonten die Richter die Unverrückbarkeit bestehender Antidiskriminierungsgesetze und merkten an, dass die Debatte über das Thema Religionsfreiheit weitergehen werde und dabei ausdrücklich zu vermeiden sei, dass „homosexuelle Menschen zur Zielscheibe von Beleidigungen werden.“
Craig und Mullins wollen nach sechs Ehejahren im Schatten des Rechtsstreits erst mal Urlaub machen. Doch sie werden sich danach nicht zurückziehen. So beschloss Charlie Craig das Interview mit Don Lemon mit den Worten: „Wir werden weiter für die Rechte unserer Leute kämpfen!“
Charlie Craig und Dave Mullins brachten im Interview mit Don Lemon in CNN Tonight ihre Enttäuschung über das Urteil des Supreme Courts zum Ausdruck, hoffen aber, dass ihr Fall das generelle Bewusstsein für LGBTIQ*-Rechte stärkt.