Die Rockband Odeville hat als Vorab-Single zum im Oktober erscheinenden Album Rom den – so darf man sagen – Protestsong „Bitte Ja Bitte Gleich“ herausgebracht. Und Spaß macht er trotzdem!
Foto: Aileen Hoeltk
Anlehnung an die dunkelste Zeit
Immer mehr Menschen verstehen inzwischen, dass Parallelen zwischen den gesellschaftlichen Vorgängen in den späten 1920er- frühen 1930er-Jahren und der Jetztzeit bestehen, die Angst machen. Auch deshalb darf und sollte Kunst Anleihen jener Zeit nutzen, um aufzurütteln. Odeville bediente sich für „Bitte Ja Bitte Gleich“ dem zum geflügelten Wort mutierten Ausdruck des jüdischen Malers Max Liebermann, den dieser anlässlich des Fackelzugs zu Adolf Hitlers Machtübernahme ausprach: „Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte“. Hitler warnte vor „krankhaften Auswüchsen irrsinniger und verkommener“ Künstler, er müsse „verhindern, dass ein Volk dem geistigen Wahnsinn in die Arme getrieben“ werde.
Foto: Aileen Hoeltke
Heute heißt es aus dem Umfeld der drittstärksten Oppositionspartei im Deutschen Bundestag Refugees Welcome ist ein Spruch „linksradikaler Spinner“. Deutschland rückt gefährlich weit nach Rechts und zur Flüchtlingssituation im Mittelmeer brüllt der Pegida-Mob: „Lasst sie absaufen“.
Sänger und Texter Hauke Horeis: „Die Geschehnisse um uns herum passieren wirklich und sie berühren mich. Ich kann davor nicht die Augen verschließen und einen Feelgood-Singalong mit Instagram Filter obendrauf schreiben. Es wird Zeit, dass wir uns hier als Band klar positionieren. Wir haben als Künstler eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, die genau diese Positionierung enorm wichtig macht. Auch wenn wir als Band vielleicht in erster Linie unterhalten, sollte man nicht vor klaren Statements und Positionen zurückschrecken, wie es etwa jüngst beim Echo-Debakel bei vielen Künstlern der Fall war.“
Konsum als Ablenkung
„Bitte Ja Bitte Gleich“ ist bei allem Ernst der Anklage dennoch ein eingängiger Rock-Song mit Hit-Potenzial geworden. Horeis dreht das Liebermann Zitat im Refrain um und singt, dass er gar nicht so viel kotzen könne, wie alle anderen vor ihm fressen und damit ist in diesem Fall nicht nur die Upper Class gemeint, sondern jeder einzelne der in der hiesigen Konsum- und Wegwerfgesellschafft die Augen vor dem Wesentlichen verschließt. Horeis wolle „diese Party sprengen und nur rennen“ wird er zitiert. „Dieser Song geht raus gegen Rassismus, Intoleranz und Homophobie“, bitte Ja bitte gleich!
INFO
Album „Rom“ bestellen: http://geni.us/OdevilleRom
ODEVILLE Live 2018
29.11.2018 - Oldenburg, Amadeus
30.11.2018 - Leer, JUZ
1.12.2018 - Berlin, Privatclub
2.12.2018 - Hannover, LUX
4.12.2018 - Köln, YUCA
20.12.2018 - Hamburg, Knust
Ticketlink: https://kj.de/Sc
www.odeville.de / www.youtube.com/odeville / https://www.instagram.com/_odeville
