Amanda Lears süße Rache

1978 erschien eines der wichtigsten Euro-Disco-Alben mit queeren Anklängen. Und das wird bis heute gespielt.

„Sweet Revenge“ von Amanda Lear kennt man vor allem wegen der Hits „Follow Me“, „Gold“ und „Enigma (Give a Bit of Mmh to Me)“ und wegen des Covers, das Amanda mit Peitsche und in Leder zeigte. Zu jener Zeit durchaus eine Provokation, ohnehin erregte die damals schon 39 Jahre alte Diva die Gemüter mit der Debatte um ihr „wahres“ Geschlecht. Jahrzehnte vor der öffentlichen Genderdiskussion haftete Transsexuellen, Dragqueens und Transvestiten ohnehin immer etwas Verruchtes an. Die LGBTIQ*-Szene hatte noch viel zu erreichen!

Sweet Revenge“ war Amanda Lears zweites Album, nachdem sie zuvor mit der LP „I’m a Photograph“ und Hits wie „Tomorrow“, „Blood & Honey“ und „Queen of China-Town“ in Europa und Asien abgeräumt hatte. Produziert wurde das Album, wie auch der Vorgänger und die erfolgreichen Nachfolger, von Anthony Monn. Thematisch nahm man sich auf der A-Seite in einem etwas melancholischen Nonstop-Disco-Mix des Faust-Themas an: die Versprechen des Teufels, das Nachgeben, das Sündigen, die Reue. Die B-Seite bot recht unterschiedliche Kost: Glam Rock, Disco und Pop.

Hochwertigste Orchestrierung, satte Beats, viel Synthesizer (Moog!) und seine stilistische Vielfalt machen „Sweet Revenge“ bis heute zu einem in der Klubwelt gern eingesetzten Album, 2017 lief es zum Beispiel in fast voller Länge bei einer Modenschau auf der Berlin Fashion Week! Sollte man sich gönnen, wenn man Disco mag.  


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