Wie sieht es eigentlich aus mit den Erfahrungen HIV-Positiver und Dienstleistern? Gibt es immer noch Aufklärungsbedarf oder sogar bewusste Diskriminierung? Darüber sprachen wir mit Helmut Hartl aus der Praxisgemeinschaft Dr. Gorriahn und Hartl in München (www.goha-praxis.de).
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Kommen Menschen mit HIV zu Ihnen, die über Diskriminierung zum Beispiel durch Ärzte, bei Schönheitsbehandlungen, in Tattoo-Studios usw. berichten?
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Ja. Ich glaube, jeder HIV-Positive muss sich mit Diskriminierung auseinandersetzen. Oft am Arbeitsplatz oder im Bekanntenkreis und leider zum Teil sogar immer noch aus der Ärzteschaft.
Wie reagieren Sie auf solche Berichte? Was raten Sie ihren Patienten konkret?
Es gibt bei der Deutschen AIDS-Hilfe eine Clearing-Stelle für Diskriminierungsfälle im Medizinbereich. Ich habe einen Fall gehabt, in dem eine Patientin Probleme mit einer Augenklinik hatte, und habe sie dahin überwiesen. Das ist also heutzutage relativ einfach. Im privaten und beruflichen Bereich ist es natürlich ungleich schwerer, sich zu wehren. Ich empfehle meinen Patienten, dass es eine kluge Idee, nicht gleich im Vorfeld die Infektion anzusprechen. Andererseits fördert ein offener Umgang die Akzeptanz. Jeder, der einen HIV-positiven Menschen kennengelernt hat, wird feststellen, dass das Leute sind wie du und ich. Es ist wie mit den Schwulen früher: Sichtbarkeit führt zu Akzeptanz.
Wie schätzen Sie das Wissen Ihrer Patienten zum Thema Schutz durch Therapie ein? Was müsste sich ändern, um dieses Wissen weiterzuverbreiten?
In Partnerschaften ist es meiner Meinung nach inzwischen gut bekannt, dass der HIV-positive Partner unter funktionierender Therapie nicht ansteckend ist. In der „freien Wildbahn“ – bei Casual Sex Dating – besteht durchaus noch Aufklärungsbedarf. Für uns als Behandler gibt es da wenig Spielraum: Aber wir sollten nicht verpassen, bei den Viruslastüberprüfungen das gute Nachricht mitzuteilen, dass die Patienten nicht mehr infektiös sind.