Kommentar • Wo ist der Bus?

„Wo ist der Bus“ war in der Jugendsprache ein geflügeltes Wort für „na und“, „was soll's“ oder “laaaaangweilig“. Und ganz ähnlich denken einige Berliner Aktivist*innen auch über den zweiten Anlauf von Hedwig Beverfoerde und ihren orangen Stuss-Bus.

Vor einem Jahr schaffte es die über mutmaßlich russische und spanische Geldquellen der sogenannten „Agenda Europe“ finanzierte Organisation „CitizenGO“ und ihre Partner von der „Demo für alle“ uns allen unsere wertvolle Zeit zu klauen. Mit einem in Orange gefärbten Bus reiste eine Handvoll ewig Gestriger durch die Lande und versuchte auf den Marktplätzen der Republik Menschen davon zu überzeugen, dass Homosexualität ansteckend bzw. heilbar wäre, dass Kinder in Kindergärten zwecks Aufklärung Analsex spielen sollen, dass die Sonne implodiert, wenn die die Ehe auch gleichgeschlechtlichen Paaren offen stünde. 

Empfangen wurden die wenigen Unterstützer der Bustour fast immer von einem bunten Protest von CSD-Vereinen, Queerpolitikern und Aktivist*innen, die kreativ ihre Meinung lautstark vertraten. So lautstark, dass sich Hedwig von Beverfoerde danach in den sozialen Netzwerken als Opfer stilisieren konnte, behauptete man wolle sie daran hindern, ihre Meinung zu äußern. Ist natürlich quatsch, kann man aber ja mal behaupten. 

Ignorieren statt hofieren!

Grafik: Ralf Ricker

Ganz ehrlich? Ich persönlich habe im letzten Jahr die Demo im Regierungsviertel angemeldet. Und es war eine wunderbare Gruppe toller Menschen die sich versammelten und der Freifrau ihr Bustourfinale zumindest ein wenig verunsüßten. Aber will ich das in diesem Jahr noch mal machen? Nein. Was soll der Stuss? Schon im letzten Jahr wurde über die gesamte Tour nur berichtet, weil wir uns die Mühe gemacht haben, die Öffentlichkeit auf dieses winzige Häufchen verplanter Homohasser aufmerksam zu machen. Die queere Community macht die PR und Öffentlichkeitsarbeit für die „Demo für alle“, in dem sie ihre Netzwerke in Politik und Medien nutzt und sich um diesen orangen Bus der Dummheit schart? Nö. Machen wir nicht nochmal. Wer es will, kann es ja gerne tun, ich halte es persönlich so, wie es das Team von ENOUGH is ENOUGH in in ihrem offiziellen Statement zum Hass-Bus in Berlin schrieb:

„Frau Beverfoerde wird gegen die Nachmittagszeit mit drei Dutzend tiefreligiösen Fortschrittsfeinden in der Mitte von Berlin herumstehen und dabei erbärmlich aussehen. Und wir lassen sie einfach!“

Wir erklären „unseren“ Reportern und Zuschauern nicht, was die Frau mit den Luftballons da für krude fundamentalistische Thesen verbreitet. Wir erklären nicht, was die allergrößte Mehrheit der Deutschen eh als das erkennen würde, was es ist: religiös doktrinär eingefärbter Unsinn, dessen Befürworter an den Grundlagen unserer Demokratie genauso wenig Interesse haben, wie an der Gleichberechtigung aller Menschen, der Gleichstellung der Frau oder den Naturgesetzen.

Das Projekt „100 Prozent Mensch“ in Stuttgart ruft übrigens gleichzeitig zum dortigen Busstop zu einer großen Kundgebung gegen Rechts auf, bei der namhafte Politiker*innen und Aktivist*innen dabei sein werden. Auch in weiteren deutschen Städten sind Aktionen geplant, die Unterstützung verdienen. Alle Infos hier!

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