Die Helden von Neu-Delhi: „Die Geschichte schuldet LGBTIQ* eine Entschuldigung“

Neu Delhi feiert die Abschaffung von Section 377, die über 157 Jahre gleichgeschlechtlichen Sex in Indien unter Strafe stellte. Die Helden des Entscheids sind ein Team von Anwälten, das über Jahre für das Urteil kämpfte. Es geht mit deutlichen Appellen für eine tolerante Gesellschaft einher

Derzeit finden in ganz Indien spontane Feste anlässlich des Urteils statt, mit dem die Obersten Richter von Neu Delhi am Donnerstagmorgen den homophoben Strafparagraphen 377 für ungültig erklärten (blu berichtete). Das Urteil ist nicht nur wegen seines Resultats denkwürdig (der Abschaffung des Verbots von gleichgeschlechtlichem Sex in Indien), sondern auch, weil es mit deutlichen Appellen für eine aufgeklärte Gesellschaft einherging.

Besondere Aufmerksamkeit erfuhr eine Aussage von Richterin Indu Malhotra, die eine offizielle Entschuldigung bei der LGBTIQ*-Community für die jahrzehntelange Diskriminierung forderte: „Die Geschichte schuldet der LGBT-Community eine Entschuldigung für ihr Leid“, so Malhotra in der Verhandlung. Die Richterin gehört zu einem Team von Anwälten, das über mehr als zehn Jahren für die Abschaffung von Section 377 gekämpft hatte, dabei von diverse Rückschlägen zurückgeworfen wurde und in den sozialen Medien nun als Heldentruppe gefeiert wird. 

Aber auch die Obersten Richter des indischen Supreme Courts plädierten in ihren Urteilssprüchen deutlich für Toleranz und Inklusion. So äußerte Richter Dipak Misra: „Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung ist ein Verstoß gegen die Redefreiheit und Freiheit des persönlichen Ausdrucks (...) Körperliche Autonomie ist individuell, Intimität ist ein Teil der Privatsphäre.“ Er fügte hinzu: „Wir müssen uns von Vorurteilen verabschieden und all unsere Bürger ermächtigen.“

Richter Dhananjaya Yeshwant Chandrachud bezeichnete Section 377 als „archaisches Gesetz“, das „Leid und Pein“ verursacht und die Identitätsfindung von LGBTIQ* massiv behindert habe. Seine Kernaussage: „Man kann menschliche Sexualität nicht nur binär betrachten.“

Twitter Icon Facebook Icon Teile diesen Artikel

Empfohlene Artikel