Reisen als homosexuelles Paar kann gefährlich sein

Wer sich auf eine Reise vorbereitet, schaut sich vorher Land, Kultur und Wetter an. Ebenso wird das Hotel unter die Lupe genommen. Die Gesetzgebung hingegen ist nur selten Teil der Vorbereitungen. Doch gerade für homosexuelle Paare ist es wichtig, sich einen Überblick zu verschaffen. Immerhin ist die Homosexualität in 72 Ländern strafbar. In vier Staaten weltweit droht die Todesstrafe.

Ein guter Anhaltspunkt, welche Reisedestination interessant sein könnte, ist der Gay Travel Index. Dieser wird von den Verantwortlichen der Spartacus App veröffentlicht. Der führende Reiseführer für schwule Männer von der blu Mediengruppe. Dabei erstellt die Redaktion für den Gay Travel Index eine Liste von 194 Ländern dieser Welt. Hier werden soziale Gegebenheiten ebenso untersucht wie spezielle gesetzliche Regelungen an der gewünschten Destination. Insgesamt führt der Index 14 Kategorien, in dem die einzelnen Staaten bewertet werden. Nicht wenige nehmen für eine solche Reise Kleinkredite auf, die sich um einen vierstelligen Betrag drehen. Mit diesen lassen sich schnell und flexibel Ideen und Vorhaben umsetzten, ohne groß darüber grübeln zu müssen. Dabei sind die Prüfkriterien weniger streng und die Beantragung geht schnell vonstatten. So lässt sich auch unter schwereren Umständen ein Reiseziel finden. Also schnell den Koffer von Rimowa gepackt und ein Land zwischen Afghanistan und Zimbabwe auswählen.

Dabei finden je nach Situation im Land verschiedene Punktevergaben statt. Besonders negativ fließt die jeweilige Gesetzgebung im Bereich Todesstrafe für Homosexuelle sowie die Verfolgung und Ermordung von Lesben und Schwulen ein. Ist eine gleichgeschlechtliche Eheschließung möglich oder gibt es spezielle Gesetze gegen die Diskriminierung, bekommt das Land in dem Gay Travel Index Pluspunkte. Dabei sucht die Redaktion des Spartacus ständige den Kontakt zu LGBTIQ*-Aktivisten aus aller Welt und hält den Dialog mit ausländischen Botschaften sowie dem Auswärtigen Amt.

Ganz vorn im Ranking liegen dabei Schweden und das Vereinigte Königreich. So sind homosexuelle Reisende hier tendenziell willkommener als beispielsweise den Schlusslichtern Iran, Somalia, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Russland, Jamaika, Saudi-Arabien, Jemen oder Afghanistan. Hier ist es für Schwule am gefährlichsten. So gilt in Somali seit einigen Jahren die Scharia. Dabei gibt es in diesen Ländern Höchststrafen, die einen Gefängnisaufenthalt von drei Jahren vorsehen, oder die Todesstrafe. So wurde 2013 ein Homosexueller aufgrund der Verurteilung gesteinigt. Im Gay Travel Index wird jedoch ebenfalls zwischen der tatsächlichen Umsetzung und der alleinigen Festlegung der Todesstrafe unterschieden.

Auf den ersten Blick verwunderlich erscheint die Platzierung von Deutschland. Denn Belgien, Frankreich, die Niederlande, aber auch Kanada und Dänemark liegen vor der BRD. Denn hierzulande dauert es mit unter sehr lange, wenn es um die absolute Gleichstellung von Lesben und Schwulen geht. So gibt es auch hier noch Nachbesserungsbedarf. Doch nicht nur für Homosexuelle ist der Index eine Hilfe. Auch Heterosexuelle finden in diesen Indikatoren zu fast 200 Ländern, die von Interesse sein können. Wird mit der Lufthansa ein Flug in ein entferntes Land gebucht, in dem die Scharia Gesetz ist, werden auch Frauen benachteiligt.Wohin die Reise letztendlich geht, ist freilich jedem selbst überlassen. Mit dem Gay Travel Index jedoch kann sich anhand guter Daten einen Überblick verschafft werden.

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