Die immer besser werdende HIV-Therapie bedeutet eine immer längere Lebenserwartung für Menschen mit HIV. Das ist eine hervorragende Nachricht, die aber an die Behandler auch neue Herausforderungen stellt. Welche das sind, erklärt Dr. Philipp de Leuw, Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie am Universitätsklinikum Frankfurt.
Dr. Philipp de Leuw
HIV-Patienten werden dank wirksamer Therapien immer älter. Was bedeutet unter diesen Bedingungen „modernes Therapiemanagement“ eigentlich und warum ist das wichtig?
Auf Grund exzellenter Therapiemöglichkeiten kann eine rechtzeitig erkannte HIV-Infektion heutzutage erfolgreich kontrolliert werden, so dass die Lebenserwartung mittlerweile ganz normal ist. Dies führt unter anderem dazu, dass der Anteil >50jährigen HIV-Patienten sich in den nächsten Jahren in Mitteleuropa verdreifachen wird. Ältere Menschen entwickeln allerdings auch ganz andere Erkrankungen, wie z. B. Alterszucker (Typ 2 Diabetes) oder Verkalkungen der Herzkrankgefäße (KHK). Bei der Auswahl der HIV-Therapie ist es daher besonders wichtig, dass die Therapie gut verträglich ist und die Organe möglichst geschont werden. Ärzte sprechen hier auch von Langzeitnebenwirkungen. Vor allem sollte sich die Therapie mit anderen notwendigen Medikamenten „vertragen“, also wenige Wechselwirkungen haben. Der HIV-Behandler wird zum Gesundheitsmanager seiner Patienten, damit eine hohe und gute gesundheitsbezogene Lebensqualität erreicht werden kann.
Was sind denn die Vorteile einer modernen Therapie für den Patienten?
Bei regelmäßiger Einnahme können sich Patienten auf eine gute Wirksamkeit verlassen. Gleichzeitig senkt sich bei erfolgreicher HIV-Therapie und nicht mehr nachweisbarer HIV-Replikation das Infektionsrisiko für Dritte gegen null ab. Patienten profitieren ganz klar von Eintablettenkombinationen (Single-Tablet Regime). Die meisten dieser Single Tablets zeichnen sich nicht nur durch wenig Langzeitnebenwirkungen und Wechselwirkungen aus, sondern sind auch gut in den Alltag zu integrieren. So bedingen sie auf Reisen nur noch die Mitnahme einer Pillenbox.
Warum ist es so schwer, eine Heilung für oder Impfung gegen HIV zu entwickeln?
Das Virus hat unglaublich viele unterschiedliche Formen und kann sich leicht verändern. Es gibt derzeit aber einige vielversprechende Ansätze. Bis ein Medikament oder eine Impfung für den Menschen zugelassen wird, wird es allerdings noch viele Jahre dauern. Derzeit müssen wir also von einer lebenslangen Medikamenteneinnahme ausgesehen. Bis die Heilung Realität wird, lässt sich mit einer modernen, nebenwirkungsarmen Therapie eine gute gesundheitsbezogene Lebensqualität erreichen.