Horrorgeschichten aus Afghanistan: Homosexuelle vergewaltigt und enthauptet

Seitdem die Taliban in Afghanistan wieder die Macht übernommen haben, wird das Schicksal der afghanischen LGBT+-Community immer deutlicher. Hilferufe von Homosexuellen über die Gräueltaten der neuen Machthaber erreichen nun auch die internationalen Medien. Wir geben euch einen Überblick.
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Nachdem die USA nun offiziell alle Truppen aus Afghanistan abgezogen haben, scheint die Möglichkeit einer Flucht vor dem dschihadistischen Regime gering. Dennoch versucht die kanadische Organisation Rainbow Railroad, LGBT+-Afghanen in Sicherheit zu bringen. „Wir sehen einen deutlichen Anstieg an Anfragen von Menschen, die um ihr Leben fürchten, und wir haben unsere Kapazitäten erhöht, um diese nun auszuwerten“, sagt die Organisation. „Wir haben eng mit Kontakten vor Ort zusammengearbeitet, um einige LGBT+-Personen durch die Flughafen-Gates zu bringen – einige dieser Menschen wurden jetzt aus dem Land evakuiert. Außerdem haben wir mehr als 200 weitere gefährdete Personen identifiziert.“

Doch Rainbow Railroad zeichnet auch ein erschreckendes Bild der Situation vor Ort in Kabul und im Rest des Landes. Zum Beispiel würden Todeslisten mit den Namen von LGBT+-Personen zirkulieren. Berichten zufolge gehen die Taliban-Kämpfer mit dieser Liste von Tür zu Tür, um die aufgeführten Personen zu finden.

Die Gräueltaten der Taliban schüren Angst in der afghanischen LGBT+-Community. Ein schwuler Mann erzählte der Daily Mail beispielsweise, dass die Taliban „Gefallen daran haben“, Homosexuelle zu misshandeln und zu töten. „Sie bringen uns brutal um. Nicht wie die anderen, die mit einer Waffe oder einer Kugel getötet werden. Sie werden Feuer benutzen, sie werden uns enthaupten oder sie werden uns steinigen.“

Dass Homosexuelle nirgendwo sicher sind, wird durch eine andere Geschichte, über die British ITV berichtete, noch deutlicher. Ein schwuler Mann mit dem Pseudonym Hanan hatte sich über soziale Medien mit einem anderen schwulen Mann verabredet. Das dachte er zumindest, denn als Hanan am vereinbarten Treffpunkt ankam, stand er zwei Taliban-Kämpfern gegenüber. Hanan wurde vergewaltigt und geschlagen. Dann fragten die Taliban-Kämpfer nach der Telefonnummer seines Vaters, damit sie ihm sagen konnten, dass sein Sohn schwul ist.

In Afghanistan ist Homosexualität seit 20 Jahren verboten, obwohl es bislang keine Beweise dafür gab, dass Homosexuelle für ihre Taten von der Regierung bestraft wurden. Aber der chaotische Abzug der US-Truppen war ein Schock für LGBT+-Afghanen. Eine lesbische Frau erzählt NBC News, dass sie es den USA übelnimmt, gegangen zu sein. „Ich verstehe, dass sie irgendwann gehen mussten, aber so ist es einfach nicht fair. Vor allem für Frauen und Kinder, die voller Träume und Hoffnungen waren – ich auch. Aber jetzt wollen wir einfach nur raus aus dieser Situation.“

Für Homosexuelle änderte sich alles, als die Taliban in Kabul einzogen. Australiens ABC sprach mit einem homosexuellen Mann mit dem Decknamen Ahmadullah, dessen Freund von den Taliban enthauptet wurde. „Wir frühstückten in einem Restaurant, als wir von den Taliban hörten, die Kabul überfallen hatten“, sagt er. „Ich sagte zu [meinem Freund]: Geh nach Hause und ruf mich an, wenn du angekommen bist, aber ich habe seinen Anruf nie erhalten.“ Wenige Augenblicke später wurde Amahdullah von seinen Freunden erzählt, dass die Taliban seinen Freund auf der Straße enthauptet hätten.

Dass auch Homosexuelle von den Taliban nicht verschont bleiben würden, war schon lange klar. Schon vor der vollständigen Eroberung des Landes hatte ein Taliban-Richter ein Bild von den Strafen gezeichnet, die er für angemessen hielt: Eine meterhohe Mauer auf die „Schuldigen“ fallen zu lassen oder sie zu steinigen.

Kanada ist eines der wenigen Länder der Welt, das ausdrücklich erklärt hat, dass es LGBT+-Afghanen aufnehmen möchte. Allerdings wird es derzeit schwierig, Afghanen zu evakuieren. Rainbow Railroad hat Tausende von Anfragen erhalten, aber gleichzeitig müssen LGBT+-Menschen unter Lebensgefahr so anonym wie möglich bleiben. Es ist nicht bekannt, wie viele LGBT+-Personen bisher evakuiert wurden.

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