„Hier ist deine neue Mutter“ - Gleichgeschlechtliche Ehe in russischer Werbung verspottet

„Hier ist deine neue Mutter, hab keine Angst“, sagt ein junger Mann zu seinem Pflegekind, das er gerade aus dem Waisenhaus abholt. Er deutet dabei auf einen anderen Mann, den zweiten Vater, der bereits auf seinen Mann und sein Kind am Auto wartet. Das Kind sieht traurig aus und fragt nach einer Mutter und auch die beiden Waisenhausangestellten sehen sich mit missbilligenden Gesichtsausdrücken an. Dann holt Vater Nr. 2 auch noch ein Kleid als Geschenk für den neuen Sohn aus dem Auto.
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Eine neuer Werbeclip für ein Referendum über eine Verfassungsänderung in Russland äußert sich nachdrücklich gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. „Welches Russland würdest du wählen?“, sagt eine Stimme über das schwule Paar im Clip. „Entscheiden Sie über die Zukunft des Landes. Stimmen Sie für die Änderungsanträge ab.“ Am Anfang des Spots sieht man, wie ein Junge glücklich darauf wartet, von seinen Adoptiveltern abgeholt zu werden. Als der erste Vater hereinkommt, lächelt er. Sein Gesichtsausdruck ändert sich jedoch, als er merkt, dass er von einem schwulen Paar adoptiert wird.

Die Werbung wurde von der Mediengruppe Patriot produziert. Die Firma arbeitet eng mit Yevgeni Prigozjin zusammen, einem Geschäftsmann, der stark mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verbunden ist. Es ist daher kein Zufall, dass die Werbung vor der geplanten Verfassungsänderung erscheint. Die Verfassungsänderung würde es Putin ermöglichen, als Präsident Russlands wiedergewählt zu werden, was nach der gegenwärtigen Verfassung nicht zulässig ist.

Ein weiterer Teil der Verfassungsänderung ist die gleichgeschlechtliche Ehe, welche ausdrücklich verboten werden würde, sollte der Antrag durchgehen. Die Ehe kann dann nur zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden. In einem Tweet kritisiert Oppositionsführer Alexej Navalny das Video: „Putins Amtsträger sind in Bezug auf das Thema Homosexualität völlig verrückt geworden.“

Laut der Moscow Times sagte der Patriot Chef in einer Erklärung, dass das Video nicht dazu gedacht sei, „gegen Homosexuelle zu kämpfen“, sondern dafür „die Institution der Familie als Vereinigung von Mann und Frau zu schützen.“ Laut der Online-Zeitung fügte er aber auch hinzu, dass er gegen die Adoption durch schwule Paare sei.

Die aktuelle Werbekampagne ist ein weiterer Schritt in der Anti-Homo-Politik der russischen Regierung seit Putins Rückkehr in den Kreml im Jahr 2012. So wurde zum Beispiel im Jahr 2013 ein Gesetz in Kraft gesetzt, das die „öffentliche Propagierung von Homosexualität“ verbietet.

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