Der Gay Pride in Sarajevo sollte Ende August stattfinden. Dies wäre erst die zweite Pride-Veranstaltung in diesem streng religiösen Land gewesen. Der erste Pride fand letztes Jahr unter starker Polizeipräsenz statt. Velić hofft, dass es bei diesem einen Mal bleiben wird.

„Dankt Allah für alles. Möge Allah dafür sorgen, dass Corona und die Schwulenparade nie wieder in unsere Stadt und unser Land zurückkehren, Amen.“ Der Facebook-Post wurde über hundert Mal geteilt, und viele der Anhänger Velićs reagierten mit einem „Amen“.

Branko Ćulibrk, Aktivist und Mitorganisator des Bosnian Pride, antwortet auf die Worte des Imams auf der Fairplanet-Website: „Es ist schrecklich, dass Velić die aktuelle Situation durch das Coronavirus und die Absage des Gay Prides in einem Atemzug nennt, denn es geht um Menschenrechte, die manche Menschen nicht einfach haben, sondern für die sie kämpfen müssen.“

Ein Sprecher der Islamischen Gemeinschaft von Bosnien und Herzegowina (IZ BiH) informiert Balkan Insight, dass den Imamen keine Vorschriften bezüglich ihrer Aussagen gemacht werden. Die Gemeinschaft betont zwar, dass Homosexualität gegen den islamischen Glauben verstoße, aber dass Gläubige keine Gewalt gegen diese „Sünder" anwenden sollten.

Obwohl Bosnien und Herzegowina in Bezug auf LGBT+-Rechte und Akzeptanz gegenüber LGBT+-Menschen hinter vielen anderen europäischen Ländern zurückliegt, werden kleine Schritte in Richtung der LGBT+-Community unternommen. Beispielsweise wird jetzt erarbeitet, ob gleichgeschlechtliche Paare eine eingetragene Partnerschaft eingehen können.