Falanster wurde 2002 gegründet und ist als eine der wenigen unabhängigen Buchhandlungen in Moskau bekannt. Sie richtet sich an Akademiker und konzentriert sich auf Fächer wie Philosophie, Geschichte, Soziologie und andere Geisteswissenschaften. Laut der Website des Moskauer Gerichts wird auch der Mitbegründer Boris Kuprijanow wegen Beteiligung an einer „unerwünschten“ Organisation strafrechtlich verfolgt. Die genauen Anklagepunkte sind noch unklar. Die Gerichtsverhandlungen sind für den 17. Juli angesetzt.
In einem früheren Verfahren vom 26. Mai wurden sowohl Falanster als auch Kuprijanow zu Geldstrafen in Höhe von 80.000 bzw. 40.000 Rubel (ca. 890 Euro und 445 Euro) verurteilt. Die Anklage bezieht sich auf den Verkauf von „Auf dem Weg nach Magadan“, einem Buch des belarussischen anarchistischen Schriftstellers Ihar Alinevich, das mit Unterstützung des anarchistischen Schwarzen Kreuzes veröffentlicht wurde – einer Gruppe, die vom russischen Justizministerium Anfang 2024 als „unerwünscht“ eingestuft wurde. Kupriyanov plädierte auf nicht schuldig und erklärte, er habe erst nach Aufnahme der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft von der Beteiligung der Gruppe erfahren. Er wies auch darauf hin, dass die Organisation nach der Unterzeichnung des Verlagsvertrags auf die schwarze Liste gesetzt worden sei.
Seit April läuft eine breit angelegte Kampagne in Russland, die sich gegen Bücher richtet. In St. Petersburg beschlagnahmte die Polizei in der Buchhandlung Podpisnye Izdaniya Dutzende von Titeln mit LGBTI- und feministischen Themen. Im Mai verhaftete die Moskauer Polizei im Rahmen eines Strafverfahrens im Zusammenhang mit Büchern, die angeblich „LGBTI-Propaganda“ enthalten sollen, mehrere Fachleute aus dem Verlagswesen, darunter einen der Führungskräfte von Eksmo, Russlands größtem Verlagshaus.