Studie zeigt weltweiten Anstieg von Anti-LGBTQ+-Hass, online und offline

Nach Jahren des Fortschritts in Sichtbarkeit und Gleichberechtigung sieht sich die weltweite LGBTQ+-Gemeinschaft mit einem besorgniserregenden Anstieg von Hass, Zensur und diskriminierenden politischen Maßnahmen konfrontiert. Der Druck nimmt sowohl online als auch offline zu, so eine neue Studie des Institute for Strategic Dialogue (ISD), verfasst von Guy Fiennes und Paula-Charlotte Matlach.
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Zunehmende Gewalt und Bedrohungen

Daten aus verschiedenen westlichen Ländern zeigen, dass die Gewalt gegen LGBTQ+-Personen in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Besonders gefährdet sind trans- und geschlechtsnichtkonforme Personen.

Laut der EU-Agentur für Grundrechte (FRA) stiegen die Meldungen über von Hass motivierte Gewalt in Europa zwischen 2019 und 2023 um mehr als 25 Prozent. Zwei Drittel der LGBTQ+-Jugendlichen berichten von Mobbing oder Diskriminierung in der Schule.

 

Politische Rhetorik und Gesetzgebung

In immer mehr Ländern werden Gesetze eingeführt, die die Rechte von trans Personen einschränken oder LGBTQ+-Themen aus dem Unterricht entfernen. In Mittel- und Osteuropa, einschließlich Ungarn und Georgien, sind Pride-Veranstaltungen verboten, und queere Repräsentation in Medien und Schulen wird eingeschränkt.

In Westeuropa intensivieren sich die Debatten über „Gender-Ideologie“ und „Elternrechte“. Laut ISD werden diese Begriffe oft von anti-LGBTQ+-Aktivisten genutzt, um inklusive Bildung und Sichtbarkeit zu untergraben.

 

Zunehmende Zensur und Buchverbote

Auch ein kultureller Rückschlag ist erkennbar. Bücher mit LGBTQ+-Charakteren oder -Themen werden zunehmend aus Bibliotheken und Schulen entfernt, nicht nur in den USA, sondern auch in Teilen Europas. Bibliothekar:innen und Lehrkräfte, die sich weigern zu zensieren, berichten von wachsender Einschüchterung und Online-Hasskampagnen.

 

Digitale Plattformen als zweischneidiges Schwert

Soziale Medien spielen eine doppelte Rolle, so die Studie. Sie werden genutzt, um Hass zu verbreiten, gleichzeitig tragen ihre Algorithmen und Moderationspraktiken zur digitalen Auslöschung von LGBTQ+-Stimmen bei. Hashtags wie #gay, #trans und #queer wurden zeitweise blockiert, weil sie fälschlicherweise als „sexuell explizit“ markiert wurden.

Große Technologieunternehmen haben zudem ihre Richtlinien gegen Hassrede abgeschwächt. Anfang 2025 entfernten Meta und YouTube explizite Schutzmaßnahmen für trans- und nicht-binäre Nutzer:innen aus ihren Richtlinien.

 

Online-Hass befeuert Gewalt offline

Die Forschenden betonen einen direkten Zusammenhang zwischen Online-Hass und realer Gewalt. Extremistische Gruppen – von religiösen Fundamentalist:innen bis zu rechtsextremen Bewegungen – nutzen soziale Medien, um Desinformation zu verbreiten und Aggression zu normalisieren.

Seit 2020 gab es in mehreren Ländern Angriffe auf LGBTQ+-Orte, darunter Bars und Pride-Veranstaltungen, oft inspiriert von Online-Verschwörungstheorien.

 

Jugendliche fühlen sich unsicherer

US-Daten zeigen, dass 71 Prozent der LGBTQ+-Jugendlichen angeben, dass Anti-LGBTQ+-Gesetze und -Rhetorik ihre psychische Gesundheit negativ beeinflussen. In Europa berichten viele junge Menschen ebenfalls, dass sie sich in Schule, online und im öffentlichen Raum weniger sicher fühlen.

 

Aufruf zum Handeln
Die Studie betont, dass die aktuellen Herausforderungen – von Zensur bis zu Hassverbrechen – eng miteinander verknüpft sind. Online-Moderation, politische Ausgrenzung und kultureller Konservatismus verstärken sich gegenseitig und schaffen ein globales Klima, in dem LGBTQ+-Stimmen weniger Raum haben.

Die Forschenden fordern stärkeren rechtlichen Schutz für LGBTQ+-Nutzer:innen auf digitalen Plattformen, wirksamere Maßnahmen gegen Hassverbrechen sowie mehr Aufmerksamkeit für die Risiken durch künstliche Intelligenz und übertriebene Moderation.

„Was einst als Fortschritt in Richtung Gleichberechtigung galt, wird nun durch eine Kombination aus politischer Rhetorik, digitaler Politik und gewalttätigem Hass bedroht“, schließt die Studie.

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