Großunternehmen wollen, dass Schwule in Deutschland Blut spenden können

Mehrere Großunternehmen, darunter IKEA, Microsoft und Continental, möchten, dass die Bundesregierung homosexuellen und bisexuellen Männern die Blutspende erleichtert. Bislang dürfen Männer, die Sex mit anderen Männern haben, nur dann Blut spenden, wenn sie zwölf Monate lang keinen Sex hatten.
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In einem offenen Brief schreiben die 13 Unternehmen, dass unter den gegenwärtigen Umständen alle Homosexuellen in der Lage sein sollten, Blut zu spenden. Die allgemeine Annahme von „sexuellem Risikoverhalten“ unter LGBT+-Personen sei inakzeptabel, sagen der schwedische Möbelgigant und der amerikanische Technologieriese. Auch die Deutsche Bahn und der Stahlhersteller Thyssenkrupp haben das Schreiben unterzeichnet.

In vielen Ländern, einschließlich Deutschland, gibt es strenge Richtlinien für die Blutspende von Männern, die Sex mit Männern haben. Dieser Zustand rührt von der AIDS-Krise in den 1980er Jahren. „Das HIV-Risiko von Blutspendern sollte anhand ihres individuellen Sexualverhaltens und nicht anhand ihrer sexuellen Orientierung beurteilt werden“, sagte Barbara Thiel, Leiterin der Abteilung „Diversity and Inclusion“ bei Thyssenkrupp, wie Reuters berichtet. In ihrem offiziellen Schreiben beziehen sich die Autoren auf andere Länder mit lockereren Richtlinien.

In Europa gelten unterschiedliche Standards für die Blutspende von schwulen Männern. In den Niederlanden und Dänemark wurde die Wartezeit vor einer Blutspende zum Beispiel auf vier Monate verkürzt. In diesem Jahr hat Frankreich auch beschlossen, sich an dieser Wartezeit zu orientieren. Im Vereinigten Königreich sind es hingegen „nur“ drei Monate, während es in Spanien, Italien und Portugal keine besonderen Richtlinien für diese Gruppe gibt. Diese drei südeuropäischen Länder beurteilen die Eignung einer Person als Blutspender u.a. anhand des sexuellen Verhaltens der jeweiligen Person und nicht in erster Linie anhand des Geschlechts und der sexuellen Orientierung.

Aufgrund der COVID-19-Krise haben die USA kürzlich auch die Standards für Blutspenden gesenkt. Männer, die Sex mit Männern haben, können jetzt nach einer sexuellen Abstinenz von drei Monaten Blut spenden.

Trotzdem kritisieren viele immer noch die Wartezeit von drei bis vier Monaten. LGBT+-Interessengruppen betonen, dass dies immer noch eine hohe Barriere darstellt, da sexuell aktive Personen öfter als alle drei Monate Sex haben. In Belgien, Schweden, Norwegen, Irland und Finnland gilt nach wie vor eine Wartezeit von 12 Monaten. In Österreich dürfen homosexuelle Männer grundsätzlich kein Blut spenden.

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