Mit der Wahl von Brett Kavanaugh in die Riege der US-Supreme-Court-Richter wurde am Samstag für viele queere Amerikaner ein Schreckensszenario wahr. Doch die „Stop Kavanaugh“-Fraktion lässt sich nicht unterkriegen. Ihre Losung lautet: Weiterkämpfen!

Foto: twitter.com/Samynemir
Lambda-Legal-Aktivist Samy Nemir Olivares bezeichnete die Wahl Kavanaughs zum Supreme-Court-Richter als „einen der schwärzesten Tage der US-Geschichte“
Mit 50 zu 48 Stimmen wurde Trumps Supreme-Court-Kandidat Brett Kavanaugh am Samstag vom US-Senat ins Amt gewählt. Seine Vereidigung folgte prompt. Sie wurde vom Siegesgebrüll Trumps und seiner Parteikollegen begleitet. Die Anhänger der massiven Protestbewegung, die sich im Vorfeld der Senatsabstimmung formiert hatte, reagierten unterdessen bestürzt. „Heute ist einer der schwärzesten Tage der amerikanischen Geschichte“, schrieb Samy Nemir Olivares, Pressesprecher der queeren Anwälte-Organisation Lambda Legal. „Wir etablieren hiermit eine konservative Mehrheit im Supreme Court, die verheerende Auswirkungen auf die Demokratie haben wird, mit einem Mann, der sexueller Übergriffe beschuldigt wird und der gefährliche juristische Ansichten hat, politisch bigott und unberechenbar ist.“
Kavanaugh hatte sich in der Vergangenheit durch abfällige Äußerungen über LGBTIQ* und seine Gegnerschaft zur Ehe für alle hervorgetan. Nachdem US-Präsident Donald Trump ihn im Juli als Supreme-Court-Richter nominiert hatte, war eine breite Protestbewegung entstanden, an der LGBTIQ* wesentlich beteiligt waren. Dass Kavanaugh bei einer Anhörung vorm Justizausschuss des US-Senats im September eine Antwort zu seiner Haltung zur Ehe für alle verweigert hatte (blu berichtete), hatte queere „Stop Kavanaugh“-Kämpfer in ihrer Gegnerschaft bestätigt. In den letzten Tagen waren es allerdings vor allem die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs, die verschiedene Frauen (allen voran Psychologin Christine Blasey Ford) gegen Kavanaugh gerichtet hatten, die die Anti-Kavanaugh-Fraktion zu lautstarken Protesten motivierten. Unter den Claims „We Believe Survivors“ („Wir glauben Überlebenden“) und „We Believe Women“ („Wir glauben Frauen“) hatten sich in den letzten Tagen rund um die Uhr Demonstranten vorm Supreme-Court-Gebäude mit den Opfern sexueller Gewalt solidarisiert.
Die Ohrfeige, die Kavanaughs knappe Wahl am Samstag für seine Gegner bedeutete, führte aber nicht zur Resignation. Vielmehr nahmen Samy Nevir Ovares und seine Mitstreiter Kavanaughs Vereidigung zum Anlass, die Protestbewegung im Hinblick auf die Halbzeitwahlen am 6. November weiterzutreiben. Die Halbzeitwahl gilt nicht nur als Stimmungsbarometer nach der zweijährigen Präsidentschaft Donald Trumps, sondern dient auch der Neubesetzung von Senat und Repräsentantenhaus. Zudem werden neue Gouverneure gewählt. Lambda-Legal-Vorsitzende Sharon McGowan äußerte derweil, dass ihr Engagement für LGBTIQ*-Rechte mit Kavanaugh im Supreme Court schwieriger werden würde, aber dafür umso mehr Gewicht bekäme. „Wir treten nicht zurück, wir gehen nicht zurück in den Schrank“, so McGowan bei einer Rede vorm Supreme Court. „Wir sind eure Anwälte und wir werden nie aufhören, für eure Rechte zu kämpfen.“
Justice @BrettKavanaugh is sworn in as the next Associate Justice by Chief Justice Roberts. Photo provided by Fred Schilling via the Collection of the Supreme Court of the United States. pic.twitter.com/dBvVkqDQ0I
— Justice Kavanaugh (@BrettKavanaugh) 6. Oktober 2018
Dieses Foto postete Brett Kavanaugh von seiner Vereidigung als Supreme-Court-Richter
This outcome shows lengths to which this Republican-controlled Senate is prepared to go in order to pack the courts with ideological extremists who will promote the 'values' of the Trump administration. Read our full statement from @SharonMcGowanDC. https://t.co/O5y6sfaoGE
— Lambda Legal (@LambdaLegal) 7. Oktober 2018
Die LGBTIQ*-Anwälte von Lambda Legal reagierten mit einer offiziellen Stellungnahme ihrer Vorsitzenden Sharon McGowan. Sie gab sich gefasst und nicht wirklich überrascht von der Wahl Kavanaughs, machte aber unmissverständlich klar, dass sie und ihre Kollegen nun umso härter um die Rechte von LGBTIQ* kämpfen würden
“We are not going back, we will not go back in the closet - we are your lawyers and we will never stop fighting for you.” -@SharonMcGowanDC from @LambdaLegal at #CancelKavanaugh at SCOTUS. pic.twitter.com/J6ufEMdlUJ
— Samy Nemir Olivares (@Samynemir) 6. Oktober 2018
Lambda-Legal-Pressesprecher Samy Nemir Olivares beschwor nach Kavanaughs Triumph nicht nur den „schwärzesten Tag“, er zitierte auch kämpferisch seine Chefin Sharon McGowan: „Wir treten nicht zurück, wir gehen nicht zurück in den Schrank. Wir sind eure Anwälte und wir werden nie aufhören, für eure Rechte zu kämpfen.“
I know for many Americans this would be an easy moment to get lost in despair and anger. Don’t. Instead, channel that anger into action. Register to vote, get involved, and help us #turnout this November like our rights depend on it — because they do. https://t.co/VI7etAxDQu
— Chad Griffin (@ChadHGriffin) 6. Oktober 2018
Human-Rights-Campaign-Vorsitzender Chad Griffin rief die Amerikaner dazu auf, nach der Wahl von Kavanaugh nicht in Verzweiflung und Wut zu verfallen. Stattdessen ermutigte er dazu, sich im Hinblick auf die Halbzeitwahlen im November zu für progressive Mehrheiten zu engagieren
This tweet is for Dr. Ford. You put yourself through so much and I want you to know it wasn’t in vain. You started a movement and we’ll see it through. If they won’t listen to our voices, then they’ll listen to our vote.
— Ellen DeGeneres (@TheEllenShow) 6. Oktober 2018
Ellen DeGeneres reagierte auf die Wahl Kavanaughs mit einem Appell an Christine Blasey Ford, die Kavanaugh der sexuellen Belästigung angeklagt hatte: „Dieser Tweet geht an Dr. Ford: Sie haben sich so vielen Angriffen ausgesetzt und ich möchte, dass Sie wissen, dass das nicht umsonst war. Sie haben eine Bewegung begründet, die weitergehen wird. Wenn man nicht auf unsere Proteste hört, dann wird man auf unsere Wahlstimmen hören müssen.“
Senators had the opportunity to do the right thing and vote NO on the most unpopular Supreme Court nominee in modern history, Brett Kavanaugh. Only 48 of them did so.
— NARAL (@NARAL) 6. Oktober 2018
To the 48 lawmakers who chose to stand with women + survivors & vote on the right side of history: THANK YOU. pic.twitter.com/z6kCw2Ejlp
Das „Stop Kavanaugh“-Bündnis NARAL feierte die 48 Senatoren, die gegen Kavanaugh stimmten, als Helden
The crowd in front of the U.S. Supreme Court is tiny, looks like about 200 people (& most are onlookers) - that wouldn’t even fill the first couple of rows of our Kansas Rally, or any of our Rallies for that matter! The Fake News Media tries to make it look sooo big, & it’s not!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 6. Oktober 2018
Donald Trump verspottete die Demonstrantengruppe vorm Supreme Court als „winzig“ und bezichtigte die „Fake News Medien“ des Aufbauschens der Protestbewegung













