
Foto: Markus Lücke
Jedes Jahr werden die europäischen Tolerantia Awards verliehen, sie sind ein Gemeinschaftspreis von MANEO (Deutschland), SOS homophobie (Frankreich), Lambda Warszawa (Polen), The Rainbow Project (Nordirland) und Pink Cross (Schweiz). Geehrt wird der Einsatz gegen Homophobie!

Der Tolerantia Award
Der deutsche Preisträger des letzten Jahres war der damalige Bundesjustizminister Heiko Maas, nun hat es Berlins schwulen Lieblingsblogger Johannes Kram erwischt. Einem breiteren Publikum bekannt wurde Johannes Kram durch seinen im Frühjahr 2018 im Querverlag erschienenen Bestseller „Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber...“, in dem er die gesellschaftlich tief verwurzelte Homophobie aufdeckt und anklagt. So widmet er auch sein „Nollendorfblog“, der Offenlegung versteckt oder offen homophober Bemerkungen in Politik, Medien und Gesellschaft. In seinem Buch erklärt Kram, das neue an der heutigen Homophobie sei, dass sie sich als Homosexuellenfreundlichkeit verstünde. Man fände sie getarnt überall – nicht mehr in verrauchten Stammtisch-Kneipen, sondern in der Kultur, in der Comedy, im links-intellektuellen Milieu und im politischen Kabarett.

ICH HAB JA NICHTS GEGEN SCHWULE, ABER ... Die schrecklich nette Homophobie in der Mitte der Gesellschaft – Johannes Kram – 192 S. – ISBN: 978-3-89656-260-9
Kram ist unermüdlich dabei, in der Zeit nach der „Ehe für alle“ aufzuzeigen, dass der Weg vor uns noch ein langer ist, besonders angesichts der Meinung vieler Heterosexueller, die Homophobie sei nun abgeschafft. Die klare, die offene Feindseligkeit ist leichter zu erkennen und leichter zu bekämpfen. Doch ebenso wichtig ist, wie Kram das Augenmerk auf die versteckte, die schleichende Homophobie zu richten, die es sich in unserem Alltag gemütlich gemacht hat. Das fängt an bei „nett“ gemeinten Bezeichnungen der Medien wie „Schwulenehe“ und „Schwulenparade“ (wo ist der Rest von LGBTIQ*?), führt aber auch mitten in unsere eigene Community.
Die Anerkennung, die er dafür erhält, hatte ihren vorläufigen Höhepunkt am 5. Oktober 2018 in der Auszeichnung mit dem Tolerantia Award in Paris. Der Preis, eine von MANEO in Berlin hergestellte Skulptur und Urkunde, wird reihum in den Hauptstädten der mitwirkenden Länder verliehen. Ihre Entscheidung, dieses Jahr Kram auszuzeichnen, begründete die Jury damit, dass er seine vielen Talente über Jahre konsequent für die Interessen der LGBTIQ*-Community eingesetzt habe. Es hieß, Kram versuche zu bewirken, „dass diese Gesellschaft eine bessere wird“.
Weitere Preisträgr*innen 2018
Christiane Taubira, ehemalige französische Justizministerin (Frankreich), Die polnische LGBT+ Community (Polen), Bronagh Waugh, Schauspielerin (Nordirland), und Kathrin Bertschy, Nationalrätin der Grünliberalen Partei der Schweiz (Schweiz).
Glückwunsch!
Das Video der Preisverleihung des Tolerantia Award 2018 in Paris.













