Damit steigt die aktuelle Anzahl auf sieben. Bei dem Patienten handelt es sich um einen 60-jährigen Deutschen, der lieber anonym bleiben möchte. Der Mann erhielt 2015 eine Stammzelltransplantation, um Leukämie zu heilen. Daraufhin war das Virus in Tests nicht mehr nachzuweisen.
Es ist die gleiche Methode, die auch bei anderen Personen angewendet wurde, die HIV-frei geworden sind. Für die Transplantationen werden Personen mit einer spezifischen genetischen Mutation in ihrem Immunsystem ausgewählt, die HIV unterdrückt. Diese Mutation findet sich vor allem bei einem kleinen Prozentsatz (ca. 1%) der Menschen mit nordeuropäischen Genen.
Die Forscher können nicht absolut sicher sein, dass der Mann „geheilt“ ist, da sich HIV im Ruhezustand im Körper „verstecken“ kann, wodurch das Virus nicht nachweisbar ist. Allerdings lebt die Person seit Jahren ohne HIV-Medikamente, und das Virus ist in Tests nicht wieder aufgetaucht, was die Forscher als „vielversprechend“ bezeichnen. Eine Person, bei der HIV nicht nachweisbar ist, kann das Virus nicht übertragen.
Bemerkenswert ist, dass der Stammzellspender bei der Behandlung des anonymen Deutschen eine weniger ausgeprägte genetische Mutation aufwies als die Spender in den anderen Fällen. Diese genetische Mutation tritt bei etwa 16 % der Menschen mit nordeuropäischen Genen auf, was laut Forschern die potenzielle Anzahl von Stammzellspendern für dieses Verfahren erhöht. „Wir müssen verstehen, wie sich das neue Immunsystem erfolgreich in seinen Körper eingepflanzt hat und wie es im Laufe der Zeit erfolgreich HIV-Reservoire eliminiert hat“, erklären die Forscher.
Auch bei dieser Person kann HIV, wie bei den anderen sechs Patienten, nicht mehr nachgewiesen werden. Dies deutet jedoch nicht auf einen möglichen Impfstoff gegen HIV hin. Eine Stammzelltransplantation ist eine teure und riskante Operation, die nur als letztes Mittel eingesetzt wird, zum Beispiel bei Leukämiepatienten. Menschen mit HIV können das Virus durch Medikamente unterdrücken, so dass eine Stammzelltransplantation für sie überflüssig wird.
Im Jahr 2009 war Timothy Ray Brown, auch bekannt als der „Berliner Patient“, die erste Person, von der Forscher glaubten, dass diese von HIV geheilt wurde. Seither gibt es sechs weitere, die „geheilt“ zu sein scheinen, darunter nun auch der unbekannte „Berliner Patient I“.